LAND DER VERNICHTUNG I ZEUGHAUSKINO BERLIN I 18.+24.11.20


Wegen der aktullen Corona/Covid–Regelungen in Berlin werden die beiden Vorführungen vorläufig ausgesetzt. Sie sollen ab April 2021 “auf jeden Fall” nachgeholt werden, wie das Zeughauskino uns mitgeteilt hat. Bleiben Sie gesund, Ihre Pantera Film


Im Rahmen der Filmreihe “Film und politische Öffentlichkeit” zeigt das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum, Berlin, Romuald Karmakars selten zu sehenden Dokumentarfilm “Land der Vernichtung” (D 2004, 140 Min, WP: Berlinale 2004) am 18. und 24.11.2020, jew. 19 Uhr.


SYNOPSIS

Ein "Making-before"-Film, entstanden im Sommer 2003 während der Recherchen für ein Spielfilmprojekt über die Einsätze des Hamburger Reserve-Polizei-Bataillons 101, das 1942/43 im Rahmen der "Aktion Reinhardt" an der Ermordung von 1,7 Millionen Juden im damals besetzten Teil Polens beteiligt gewesen war.

Aus dem 15-stündigen, mit einer Mini-DV-Kamera aufgezeichneten Material, das ursprünglich als visuelle Grundlage für die weitere Entwicklung des Projekts gedacht war, entstand eine in sich geschlossene Arbeit, die neben den Einsatz- und Stationierungsorten des Bataillons auch die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka sowie das KZ Majdanek bei Lublin zeigt.

"Land der Vernichtung" beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Dimension der NS-Verbrechen auf das Medium Film übertragen lässt, wie sich das Leid der nichtjüdischen Polen während der Okkupation in die Erinnerung der Menschen heute eingeschrieben hat und welche Spuren die Vernichtung der jahrhundertealten jüdischen Kultur hinterlassen hat.


FILMANKÜNDIGUNG / ZEUGHAUSKINO

Mehr noch als alle Vorgänger-Technologien begünstigen Digitalkameras Filmprojekte, die von der Planung über den Dreh bis zur Post-Produktion als Unternehmung eines einzelnen Recherche-Autors organisiert sind. Eines der wenigen radikalen Beispiele für eine solche Produktion aus Deutschland ist Romuald Karmakars Land der Vernichtung, in dem der Regisseur, ausgerüstet mit nur mit einer MiniDV-Kamera, den Spuren nachgeht, die der deutsche Genozid an den europäischen Juden im zeitgenössischen Polen hinterlassen hat. Das Werk verschleiert dabei nicht die Schwierigkeiten, mit denen eine solche Arbeitsweise einhergeht und zeigt etwa offen die Sprachprobleme, die zwischen Karmakar und der örtlichen Bevölkerung bestehen.

Konzipiert war Land der Vernichtung eigentlich als Recherche-Projekt für eine nie realisierte Spielfilm-Arbeit über das Hamburger Reserve-Polizei-Bataillon 101, das während des Zweiten Weltkriegs direkt an der Deportation und Ermordung zehntausender Juden beteiligt war. Erst nach Sichtung der Aufnahmen entschied sich Karmakar, einen eigenen Dokumentarfilm aus dem über 15 Stunden gedrehten Material zu montieren. Bei seiner Premiere auf der Berlinale 2004 stieß das Werk auf kontroverse Resonanz; für eine spätere Fernsehausstrahlung wurde eine Szene entfernt. Wir zeigen Land der Vernichtung zum ersten Mal seit langer Zeit in der ungekürzten Version. (chl)


FILMREIHE: FILM UND POLITISCHE ÖFFENTLICHKEIT

Filmtechnische Neuerungen haben den Verlauf der Kinogeschichte – die Geschwindigkeit, Reichweite und Aktualität des Mediums – seit Beginn entscheidend geprägt. Mit medialen Innovationen wurden nicht nur andere Formen der Zuschaueradressierung und neuartige Ästhetiken möglich, sie veränderten auch entscheidend die Voraussetzungen für Filmproduktion, -distribution und -präsentation. In diesem Sinne eignet Medienentwicklungen im Kinokontext immer auch eine unmittelbare kommunikationspolitische Dimension; sie können bestehende Herrschaftsverhältnisse festigen, aber auch neuen Akteuren Handlungsräume für Öffentlichkeit bieten, die zuvor nicht existierten. Nachvollziehen lässt sich dieses Phänomen insbesondere an der Dokumentarfilmhistorie, in der kameratechnologische Entwicklungen zur Pluralisierung der Sprechorte und zu verbesserten Bedingungen für kritische Gegenrepräsentationen geführt haben. Für die Formierung politischer Öffentlichkeit in Beschlag genommen wurden neue technische Möglichkeiten aber auch im Spielfilm – nicht selten unter denkbar anderen Intentionen.

Begleitend zu der Ausstellung Von Luther zu Twitter im Deutschen Historischen Museum und mit Fokus auf der deutschen Kino- und Fernsehgeschichte, wirft die Retrospektive Film und politische Öffentlichkeit Schlaglichter auf verschiedene filmtechnische Innovationen, die besonders wirkmächtig waren.


ZEUGHAUSKINO
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin

Reservierung
Telefonisch zu den Öffnungszeiten der Kinokasse (Tel. +49 30 20 304-770) und wochentags von 10 bis 18 Uhr (Tel. +49 30 20 304-421).
zeughauskino@dhm.de

Kinoeingang
Der Eingang befindet sich an der Ostseite des Zeughauses, Zugang von der Spreeseite.